Uettingen
Superspürnase Ginja unterstütze bei der Personenrettung
Zur Herbstübung der Feuerwehren ertönte am Freitag um 19 Uhr die Sirene
in Uettingen, Greußenheim, Holzkirchen und Wüstenzell. Die Alarmierung lautete:
„Zimmerbrand in einem landwirtschaftlichen Nebengebäude auf dem Aussiedlerhof
„Am Bühl“ in Uettingen“ mit mehreren vermissten Personen.
Den eintreffenden Wehren mit insgesamt 60 Feuerwehrfrauen und Männer stellte
sich folgendes Szenarium: In einem Nebengebäude des Aussiedlerhofes haben
Jugendliche bei einer spontanen Party gezündelt und irgendjemand habe Benzin in
die glimmende Glut geschüttet, worauf es zu einer explosionsartigen Stichflamme
gekommen sei. Mindestens 14 Personen hätten Verletzungen erlitten und seien
angesichts der um sich greifenden Flammen in Panik in die benachbarten
Stallungen mit Heu und Strohlager und über freies Feld in den angrenzenden Wald
geflüchtet. Im brennenden Nebengebäude wurden noch Personen vermutet.
Aufgrund der vielen vermuteten vermissten Personen und der bereits
eingetreten Dunkelheit wurde die Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten
Kreuzes (BRK) Kreisverband Würzburg nachalarmiert. Die Alarmierung der
Rettungshundestaffel erfolgt über Handy alarmierung über die Rettungsleitstelle
und Telefonkette.
Beim Eintreffen der Wehr kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass das vorhandene Löschwasser aus dem 140 m entfernten Hydranten zur Wasserförderung nicht ausreicht. Die Feuerwehr Holzkirchen und Wüstenzell wurdenmit der Bachwasserentnahme an dem ca. 270m entfernten Aalbachund der Wasserförderung bis zu den Übergabestationen der Wehren aus Uettingen und Greußenheim abkommandiert. Sie erstellten eine B-Leitung zur Übergabe an die Löschwasserleitung der Feuerwehr Greußenheim die zurAußenbrandbekämpfung des Nebengebäudes und zur Sicherung der Maschinenhalle sowie des angrenzenden Wohnhauses abkommandiert wurde. Die zweite B-Leitung wurde von der FFW Holzkirchen zur bereits verlegten Löschwasser- Zuleitung zur Feuerwehr Uettingen gelegt.
Sofort nach Eintreffen der Einsatzkräfte nahmen die Einheiten auf dem Gelände ihre Positionen ein. Die Einsatzleiter erkundigten die Lage. Die Feuerwehr Uettingen begann sofort mit der Verlegung einer Löschwasserleitung aus dem öffentlichen Wasserversorgungsnetz und der Brandbekämpfung von außen. Zwei Trupps rüsteten sich mit Atemschutzträger (PA) auf und gingen in das brennende Nebengebäude. Mit schwerem Atemschutz drangen sie in das verrauchte Nebengebäude ein um das Gebäude nach vermissten Personen abzusuchen, zu finden und zu retten und den Brand von innen zu bekämpfen. Insgesamt retteten sie drei zum Teil schwer verletzte Personen über die noch begehbare Treppe und übergaben sie an die First Responder aus Uettingen und Greußenheim zur Erstversorgung.
Eine verletzte Person befand sich in der Maschinenhalle und hatte offenbar versucht mit dem Traktor zu fliehen bevor sie ohnmächtig zusammen gebrochen war. Die Rettung vom Traktor erforderte von den PA-Einsatzkräften eine enorme Kraftanstrengung. Die bewusstlose Person konnte aber zügig aus dem Gefahrenbereich gerettet werden.
Nach Zeugenaussagen vermuteten die Einsatzleiter mehr als 10 Personen auf der Flucht über das freie Feld in den angrenzenden Wald und in den Nebengebäuden. Bei Dunkelheit hätte die Suche ohne Wärmebildkamera im Gelände und in der dunklen Scheune mit Stroh- und Heulager nicht fortgesetzt werden können. Die zur Unterstützung alarmierte Rettungshundestaffel war mit 19 Personen am Einsatzort. Hundeführerin Anke Braun spürte mit ihrer Dobermann Hündin Ginja vier verletzte Personen im Heulager auf. Den Einsatzkräften der FFW oblag es dann die Personen mit Tragen aus der Scheune zum Verletztensammelplatz zu transportieren. Hundeführer Ralf Kleineisel suchte nach erfolgter Rettung die Scheune nochmal nach vielleicht übersehenen Personen ab. Ihm und seiner sehr erfahrene Schäferhundhündin Grace oblag es die schwierige Entscheidung zu treffen dass die Suche in diesem Gebäude abgeschlossen werden kann. Anke Braun kommentierte diese Aufgabe als höchst schwierig und verantwortungsvoll. „Wenn dem Hund hier ein Fehler unterläuft, so Braun, kann es für die verletzte Person tödlich enden“.
Die Suche nach den flüchtigen Personen im Gelände erwiese sich als sehr viel schwieriger und zeitaufwändiger. Das Team der Rettungshundestaffel mit drei Einsatzleitern (Monika Walter Dülk EL Unterstützung und Alex Löw (EL) – beide von Rettungshundestaffel des BRK Würzburg und Heiko Rittelmeier EL der Rettungshundestaffel BRK Bad Kissingen), sechs Hundeführer, neun Helfer und den zwei Beobachtern, Bereitschaftsleiter RHS Gottfried Dülk und Fachdienstleiter Christian Hille, wurde mit vorhanden Lageplänen und Informationen vom Kommandanten Fabian Rößler (Uettingen), KBM Manfred Brühler (Leinach) und KBM Johannes Sieber (Zell) – die den Einsatz inszeniert hatten mit den nötigen Informationen versorgt. Unter zu Hilfenahme von GBS-Gerät und den verlässlichen Spürnasen der Rettungshunde konnten sie die noch flüchtigen Jugendlichen finden und den First Responder übergeben. Um 22:30 Uhr konnte die Übung erfolgreich abgeschlossen werden.
Aufgaben der Rettungshundestaffel
Die Aufgabe der Rettungshunde ist es, Menschen in Not aufzuspüren und
zu retten. Dabei gibt es zwei Einsatzschwerpunkte: Die sogenannte Flächensuche
und die Trümmersuche.
Flächensuche
Bei der Flächensuche durchstöbert der Hund unter Führung seines
Hundeführers ein Gebiet, in dem eine vermisste Person vermutet wird. Findet der
Hund die Person, so zeigt er dies dem Hundeführer an. Dieser kann daraufhin den
Vermissten erstversorgen und die Bergung einleiten. Bei den Vermissten handelt
es sich häufig um Senioren, Kinder oder Menschen mit gesundheitlichen
Problemen.
Trümmersuche
Bei der Trümmersuche gilt es, vermisste Personen zu finden, die nach
einem Schadensereignis verschüttet oder sich in Panik versteckt haben. Solche
Schadensereignisse sind beispielsweise Einsturz eines Hauses nach einem
Erdbeben, einer Gasexplosion o.ä. Für Trümmereinsätze nach Erdbeben werden
speziell geschulte Rettungshundeteams des BRK auch im Ausland eingesetzt. Teams
aus der Rettungshundestaffel des BRK Kreisverband Würzburg waren bei den Einsätzen nach den Erdbeben
1999 in der Türkei und 2003 in Algerien dabei.
Auf diese Aufgaben werden Hund und Hundeführer in einer 2-3 jährigen
Ausbildung vorbereitet. Bevor das Team seine ersten Einsätze bestreiten darf,
muss es sich einer Prüfung unterziehen.
Der Einsatz bei der Nachtgroßübung in Uettingen wurde von einem Kamerateam des Bayerischen Rundfunks aufgezeichnet.
Für das Szenarium für die Rettungshundestaffel zeichnete sich Christian Hille verantwortlich
Der Einsatz bei der Nachtgroßübung in Uettingen wurde von einem Kamerateam des Bayerischen Rundfunks aufgezeichnet.
Für das Szenarium für die Rettungshundestaffel zeichnete sich Christian Hille verantwortlich
In der anschließenden Nachbesprechung der Feuerwehr attestierteKBMManfred Brühler Kommandant Rößler und allen teilnehmenden Kameraden eine hervorragende Einsatzleistung und überbrachte auch den Dank vom Kreisbrandinspektor Winfried Weidner (Waldbrunn) der beruflich leider verhindert war.
Besonders gut, hat Brühler die ruhige und strukturierte Zusammenarbeit der Einsatzkräfte gefallen. Funkdisziplin, Bachwasserentnahme und der Aufbau des Wassertransportes haben hervorragend funktioniert, so Brühler. Die oft kräfteraubende Menschenrettung, ob der „Schwere“ der verletzten Personen, und die Übergabe an die First Responder konnte zügig und konzentriert erfolgen.
Besonders bedankte er sich bei Vorstand Joachim Endres von der FFW Helmstadt und seinem „Verletzten Team“ für die Unterstützung der Großübung. Endres war mit zehn Personen aus Helmstadt angereist und mimten, zum Teil mit nicht zu verkennenden schauspielerischer Begabung gut geschminkt, den Ernstfall. Normalerweise, so Brühler, würden bei diesem Szenarium die Jugendfeuerwehrler zum Einsatz kommen, doch bei den gegebenen Umständen einer Nachtgroßübung im Gelände und dem Einsatz der Rettungshundestaffel, wollten die Einsatzleiter dies keinem Jugendlichen zumuten und so wurden gestandene Feuerwehr Kameraden aus der benachbarten Wehr angeworben. Für ihn als Beobachter war es eine perfekte Übung.
Bürgermeister Karl Meckelein, der die Übung vor Ort als Beobachter
verfolgte, bedankte sich bei allen teilnehmenden Wehren für ihr
außergewöhnliches Engagement zum Wohle
der Bürgerinnen und Bürger und lud im Namen der Gemeinde Uettingenalle
Teilnehmer zu einer guten Brotzeit ein. Meckelein wünschte den Floriansjüngern
allzeit einen guten Verlauf beim Einsatz und ein gesundes zurückkommen.
Ein besonderes Dankeschön gab Kommandant Fabian Rößler an die Helfer im
Hintergrund weiter, die schon im Vorfeld alles vorbereitet, die „Verletzten“
geschminkt und bei der Nachbesprechung die Bewirtung übernommen haben.
Die Feuerwehrführung bedankte sich beim Grundstückseigentümer für die Bereitschaft, sein Anwesen für die Übung zur Verfügung zu stellen, um so für den Ernstfall gerüstet zu sein.
Die Feuerwehrführung bedankte sich beim Grundstückseigentümer für die Bereitschaft, sein Anwesen für die Übung zur Verfügung zu stellen, um so für den Ernstfall gerüstet zu sein.
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