Lkr. Würzburg / Güntersleben – Das Konzept des Workshop des Kreisfeuerwehrverbandes Würzburg scheint aufzugehen. Auch in diesem Jahr war die Ausbildungsveranstaltung in der Günterslebener Festhalle fast voll besetzt. Das Konzept sieht vor, kompetente Referenten von Berufsfeuerwehren, Versicherungen und anderen Partnern der Feuerwehren zu einem aktuellen Thema aus dem Feuerwehrbereich zu einem kompakten Fachvortrag einzuladen und dabei nach dem Motto „Klasse – statt Masse“ zu verfahren.
In diesem Jahr berichtete Dipl. Ing. (FH) Thomas Roselt von der Kommunalen Unfallversicherung Bayern über die neuesten Entwicklungen der Schutzausrüstung der Feuerwehren. Es ging hierbei um die Problematik, dass nicht alles gut ist, was angeboten wird und manchmal weniger auch mehr ist. Wichtig ist, das Schutzkleidung, die natürlich den einschlägigen Vorschriften entsprechen muss, auch für den Feuerwehrdienst vor Ort geeignet ist. Und dies kann nur die einzelne Feuerwehr für sich selbst entscheiden. Eine allgemeingültige Vorgabe kann hier nicht erfolgen. Grundlage für die Entscheidung „so viel Schutzkleidung wie nötig, so wenig wie möglich“ muss eine Gefährdungsbeurteilung mit anschließender Risikobeurteilung durch die Risiko-Matrix sein. Schutzziele und geeignete Schutzmaßnahmen müssen festgelegt werden. Beispielhaft ging er auf die einzelnen Ausrüstungsteile, angefangen von den Einsatzstiefeln, über Schutzhose und Jacke bis hin zum Helm und den richtigen Handschuhen ein.
Zweiter Referent war Oberbrandrat Dr. Markus Pulm von der Berufsfeuerwehr Karlsruhe. Er referierte zum Thema „Schadensarme Einsatztaktik – Vermeidbare Schäden durch falsche Taktik – müssen wir umdenken?“. Dabei regte er durch einige gewagte Aussagen zum Nachdenken an. Die Feuerwehr müsse sich immer mehr als Dienstleister für ihre Kundschaft verstehen. Manchmal muss die Überlegung „Was passiert, wenn ich etwas anderes oder gar nichts mache?“ vor einen, augenscheinlich schnellen Einsatzerfolg gestellt werden. Seine Aussage, dass viele Feuerwehren nach dem Motto verfahren „Wir sind Monopolist, unsere Hotline die 112 und wer uns braucht, ruft immer wieder an“ sorgte auf der einen Seite für Schmunzeln, aber auch für nachdenkliche Mienen unter den Teilnehmern, die aus dem gesamten Landkreis Würzburg, aber auch darüber hinaus zu dieser Ganztagsveranstaltung gekommen waren. Mit anschaulichen Beispielen zeigte Dr. Pulm auf, wie mit einfachen Änderungen im Einsatzvorgehen, Schaden verringert und minimiert werden kann. Beim Öffnen eines Fensters zur Belüftung einer Wohnung sollte man bspw. Überlegen, ob die Zimmerpflanzen auf dem Fensterbrett wirklich in einem Zug auf den Boden geworfen werden müssen, oder ob man sich die Zeit nehmen kann, die Blumentöpfe einzeln zur Seite zu stellen und dadurch keine weitere Verschmutzung angerichtet werden muss.
Nach dem Mittagessen, dass durch die Freiwillige Feuerwehr Güntersleben, vorbereitet war und einer kurze Pause, die auch zum Besuch der Infostände der Würzburger Brandschutzfachhändler „Handelsforum“ und „Metzler Feuerschutz“ genutzt werden konnte, ging es mit zwei Kurzvorträgen in den Nachmittag.
Frau Yvonne Döring von der Firma „Orafol“, die aus Irland zur Veranstaltung angereist war referierte in Zusammenarbeit mit Mathias Hackel, Firma Hackel Design Würzburg über Möglichkeiten der Beschriftung und Markierung von Einsatzfahrzeugen zur Verringerung der Unfallgefahr. Döring stellte im ersten Teil ihres Vortrags die einzelnen Produkte ihrer Firma vor und stellte dar zu welchem Einsatzzweck die einzelnen Folien verwendet werden können. Im zweiten Teil ihres Vortrages ging es um die Vorgaben und Richtlinien, die bei der Beschriftung von Einsatzfahrzeugen mit reflektierenden und fluoreszierenden Folien und Bestreifungen beachtet werden muss.
Den letzten Vortrag des Tages hielt mit Dipl. Ing. (FH) Philipp Renninger, BOI bei der Flughafenfeuerwehr Frankfurt/Main ein Feuerwehrmann, der aus der Freiw. Feuerwehr Essfeld bei Giebelstadt im Landkreis Würzburg stammt. Sein Thema war der „Gefahrgutersteinsatz“. Mit Informationen, dass der größte Teil von Gefahrguttransporten über Landstraßen fahre und nicht etwa auf Autobahnen oder mit der Bahn, öffnete er den Zuhörern die Augen, dass somit auch jede kleine Feuerwehr im Ersteinsatz mit Gefahrgut in Berührung kommen könne. Mit welchen einfachen Mitteln und Vorgehensweisen dem begegnet werden kann, zeigte er an einfachen Beispielen auf. Ergänzt mit Informationen über nützliche Nachschlagewerke und die GAMS-Regel kann so jede Feuerwehr schnell und kompetent auch im Gefahrguteinsatz reagieren. G steht hierbei für „Gefahr erkennen“, A für „Abstand halten“, M für „Menschen retten“ und S für „Spezialkräfte nachfordern“.
Ein rundum gelungener Ausbildungstag, zu dem es sich gelohnt hat einen ganzen Samstag freie Zeit zu verwenden.