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Samstag, 4. Dezember 2010

Schwerer VU mit Schweinetransporter auf der BAB A 7

Bei -7 Grad und starkem Schneefall wurden die Feuerwehren aus Rottendorf und Estenfeld um 23:28 Uhr zu einem Verkehrsunfall auf die A7 alarmiert. "Umgestürzter Viehtransporter!" war das Alarmschlagwort. Bereits die Anfahrt bereitete sich durch die aktulle Witterung als extrem schwierig.
Die FFW Estenfeld fuhr auf die A7 Richtung Ulm auf. Die FFW Rottendorf von der BU Effeldorf Richtung Fulda. Die Einsatzstelle befand sich bei km 659 in Richtung Fulda direkt auf der Kürnachtalbrücke. Die Kräfte aus Rottendorf die mit ihrem Rüstzug ausgerückt waren, stoppten schon ca. 150 Meter vor der E-Stelle, da hier schon einige Schweine auf der Autobahn entgegen gelaufen kamen. Da noch keine genauere Lage bekannt war, stoppte das LF16 aus Estenfeld auf der Gegenspur direkt neben dem VU - wobei unverzüglich eine Sperrung (Verkehrsabsicherung) der Autobahn vorgenommen wurde.

An der Einsatzstelle zeigte sich folgendes Bild:

Ein Schweinetransporter war durch sehr glatte Straßenverhältnisse ins Schleudern geraten und gekippt. Die Zugmaschine lag quer über beide Fahrstreifen während der Hänger im ca. 100Grad-Winkel ebenfalls auf der Seite lag.
Der Fahrer lag schwerstverletzt auf der Überholspur neben der Mittelleitplanke. Unbeschreiblicher Lärm schallte den Einsatzkräften entgegen da der Transporter mit 100 Mastschweinen beladen war die alle fürchterlich quiekten. Vier Schweine lagen breits tot auf der Fahrbahn. Etwa 10 bis 15 weitere "stolperten und rutschten" über die Autobahn. Der Hauptteil der Schweine war allerdings noch im Transporter und Hänger eingeklemmt.
Die Feuerwehrkameraden übernahmen sofort die Erstversorgung des Fahrers. Weitere Feuerwehreinsatzkräfte erkundeten die Einsatzstelle genauer und fingen an die Schweine wieder zusammen zu treiben. Von der Landkreisfeuerwehrführung kam der zuständige Kreisbrandinspektor Bruno Kiesel und Kreisbrandmeister Roland Schmitt an die Einsatzstelle.
KBI, KBM sowie die Kommandanten der zwei Feuerwehren beratschlagten nun das weitere Vorgehen.
Provisorisch wurde gemeinsam durch die Kameraden mit Steckleiterteilen ein Gatter errichtet um die noch lebenden Schweine hineinzutreiben. Parallel dazu versuchten weitere Kameraden den Transporter zu öffnen und die Schweine zu befreien. Die kräftigen ausgewachsenen Sauen und Eber schrien vor Todesangst und Schmerzen. Einige wurden von ihren Artgenossen im umgestürzten 40-Tonner regelrecht zu Tode getrampelt. Ein alarmierter Tierarzt traf ebenfalls an der Einsatzstelle ein, da mehrere Schweine von ihren Leiden erlöst werden mussten.



Gegen 02:00Uhr waren die Rettungsarbeiten immer noch voll im Gange. Unter größter körperlicher Anstrengung der Feuerwehrler, wurden die Mastschweine einzeln aus den beiden Ebenen des umgestürzten Transporters und des Anhängers dem Auflieger befreit. Zur Öffnung bzw. Zugangsschaffung musste teilweise schweres hydraulisches Rettungsgerät (Schere/Spreizer) eingesetzt werden.
Unglaublich kompliziert gestaltete sich das Organisieren eines leeren Viehtransporters, der die überlebenden Säue aufnehmen konnte. Erst nach ca. 3 Stunden traf denn endlich ein Ersatztransporter an der Unfallstelle ein und es konnte mit den hineintreiben der Tiere begonnen werden. Auch dies war eine nicht ganz so leichte Aufgabe, denn die ausgewachsenen Tiere (ca. 250 – 280 kg) wollten total verängstigt eigentlich keinen Schritt mehr gehen. Sie rotteten sich regelrecht zusammen und es gelang den Feuerwehreinsatzkräften aus Estenfeld und Rottendorf nur unter größten Mühen die Tiere in den Viehtransporter zu bringen. Zeitgleich dazu waren andere Kameraden immer noch mit Bergungsmaßnahmen der getöteten und der Rettung der noch lebenden eingeklemmten Tiere aus dem LKW zu Gange.




Immer mehr Tiere kamen zum Vorschein, welche in den letzten Zügen ihres Lebens lagen. Nun unterstützen auch die Polizisten den Tierarzt bei seiner Arbeit und beendeten auf gezielte Anweisung des Veterinärs die Qualen einiger Tiere mit einem Schuss aus deren Dienstwaffen. Auch dem Tierarzt, der die Tiere wegen der teils schweren Verletzungen einschläfern musste, war diese für ihn nicht alltägliche Tätigkeit anzusehen.

Um 05:00Uhr waren alle lebenden Tiere in den "neuen" LKW getrieben und es wurde begonnen die rund 25 toten Säue in einen extra organisierten Container zu verladen.

Gegen 05:30Uhr machte die das Bergungsunternehmen an die Arbeit. Ein Kranwagen stellte die Zugmaschine und den Hänger wieder auf deren Räder.
Nach abschließenden Reinigungsarbeiten der Fahrbahn verließen die Einsatzkräfte so nach und nach die Einsatzstelle. Gegen 07.15Uhr wurde die E-Stelle der Autobahnmeisterei übergeben. Die Autobahn war bis dahin (seit 8 Stunden) in beide Fahrtrichtungen komplett gesprerrt. Zu dem langen Stau welcher über die B19 abgeleitet wurde kam nun auch der allmorgentliche Berufsverkehr hinzu, was nun auf allen Strecken rund um die A7 Verkehrsbehinderungen verursachte.
Nach den ersten Aufräumarbeiten und der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft konnten die erschöpften und völlig durchgefrorenen Feuerwehrleute die Gerätehäuser in Estenfeld und Rottendorf gegen 08.30Uhr (nach NEUN STUNDEN) verlassen.

Dank gilt an dieser Stelle den eingesetzten Kameradinnen und Kameraden der Wehren aus Rottendorf und Estenfeld für ihren langen, hochmotivierten Einsatz. Auch die Zusammenarbeit verlief reibungslos und war lobenswert.

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